Stretchen / Dehnen - was passiert genau?
/Wenn es mal wieder zieht und drückt oder um die Muskulatur weich zu machen, greifen viele auf die Technik Stretching zurück. Was genau passiert da mit meinem Muskel? Wird er wirklich länger wenn ich ganz fest daran ziehe? Lest weiter und bleibt informiert, was so alles im Körper passiert.
Stretchen ist eine beliebte Form um "verkürzte, steife" Muskulatur beweglicher zu machen. Die Skelettmuskulatur ist unsere Willkür unterlegen, anders als die autonome Muskulatur (Darm, Herz, Magen, etc). Unsere willkürliche Skelettmuskulatur verhält sich aktiv oder passiv, je nach Aktivität. Ohne Willen den Muskel zu bewegen, tut er nichts. Mit der Willkür aktiviere ich den Muskel sich in ein bestimmtes Kraftniveau zu begeben. Am entspanntesten sind alle Muskeln, wenn wir schlafen. Die Willkür ist ausgeschaltet.
Beim Stretchen wird der Zielmuskel (Wade, Brustmuskel etc. ) in seine maximale Länge gezogen. Der Muskel sollte locker sein und muss willkürlich deaktiviert sein. In diesem Zustand wäre es problemlos möglich, den Muskel bis zum zerreissen auseinander zu ziehen. Doch hier kommt ein Schutzmechanismus zum Tragen, damit dies nicht passiert.
Um unserer Skelettmuskulatur herum, befindet sich ein Bindegewebe, die sogenannte Muskelfaszie. Dieses Bindegewebe umschliesst ebenfalls jede einzelne Muskelfaser des Muskels. Dieses Muskelbindegewebe lässt sich nicht willkürlich kontrollieren sonder verhält sich autonom. Die Hauptaufgabe ist dabei, dass der Muskel vor Überdehnung geschützt wird. Noch bevor ein Muskel zu überdehnen droht wird das Bindegewebe aktiv und stoppt die Bewegung.
Das Muskelbindegewebe ist maximal aktiviert wenn der dazugehörige Muskel maximal deaktiviert ist, also wie beim Stretching. Stretching ist also eine Bindegewebetechnik und keine Muskeltechnik. Das Bindegewebe ist zum Halten da und nicht zum Bewegen. Wenn Bindegewebe gezielt trainiert wird (Stretching), wird dessen Haltefähigkeit trainiert und nicht die Beweglichkeit/ Länge des Muskels.
Stretching bedeutet: das Bindegewebe wird ausreichendem Dehnreiz ausgesetzt. Dadurch entsteht eine Gegenspannung, damit der Muskel vor einem Zerreissen bewahrt wird. Längerfristiges Gegenspannung beeinflusst den Muskel prägnant in seiner Beweglichkeit, da ihn das Bindegewebe daran hindert sich zu bewegen, um ihn zu schützen.
Es ist naiv zu denken, dass der Muskel länger wird nur weil er in die Länge gezogen wird. Eine Blume wird auch nicht länger wenn ich an dem Stiel ziehe. Beim Dehnen passiert entweder gar nichts oder es entsteht eine zusätzliche negative Veränderung an der Beweglichkeit des Muskels. Deswegen ist in der Biokinematik jegliche Art von Dehnung untersagt.
Danke für euer Interesse und eure Kommentare
Gruss Reto