Kribbeln (Kribbelparästhesien) und Taubheitsgefühl

Es kribbelt heftig im Bein oder der Fuss fühlt sich taub an. Das kann nur ein eingeklemmter Nerv sein oder die Bandscheibe die mal wieder aufs Rückenmark drückt. Warum kommt und geht es dann oder bereitet mir meist Schmerzen wenn ich mich bewege? 

Um diese Frage zu beantworten muss ich zuerst die Aufgabe eines Nervs beschreiben. 

Der Nerv ist ein Bote. Er übermittelt Informationen vom Gehirn an das Zielorgan (Muskel) und sendet erneut die Antworten vom Zielorgan zurück ans Gehirn. Ein Nerv versorgt immer nur ein bestimmtes Gebiet im Körper (wie ein Postbote der nur eine gewisse Anzahl von Haushalten innerhalb einer Gemeinde bedient). 

Kommt es auf der Strecke des Nervs zu einem Unterbruch, kann die Information nicht mehr zum Zielort gelangen. Ebenfalls können die Organe in diesem Gebiet keine Antworten mehr ans Gehirn zurücksenden. Dieses Gebiet fühlt sich taub an und reagiert auch auf keine Stimulationen mehr. Schmerzempfinden, Empfindungsvermögen und Muskelaktivität sind komplett ausgeschaltet. 

Ein Nerv ist auch nicht in der Lage selbständig Informationen zu kreieren. Es verhält sich wie ein Stromkabel, welches auch kein Strom produzieren kann. 

Diese Eigenschaft macht man sich in der Medizin zu nutzen bei Lokalen eingriffen. Das heisst, der zuständige Nerv für dieses Gebiet wird medikamentös ausgeschaltet und man kann schmerzfrei operieren. Wird das Medikament vom Körper abgebaut, wird die Aktivität des Nervs wieder aufgenommen. 

Lähmungen, Taubheitsgefühle und Kribbelparästhesien

Nicht alle Lähmungen haben eine Nervenschädigung als Ursache. Es gibt myogene (muskelbezogene) Lähmungen und neurogene (nervenbezogene) Lähmungen. Die bekannteste neurogene Lähmung ist die Paralyse (Paraplegiker/ Querschnittlähmung). Durch einen Unfall oder Verletzung wurde die Kommunikation des Rückenmarksnervs durchtrennt. Der betreffende Mensch fühlt keinen Schmerz, kann seine Beine nicht mehr bewegen und fühlt keine Sinneseindrücke (kalt, warm, etc) mehr auf seiner Haut.

Myogene Lähmungen haben eine andere Ursache. Damit wir uns bewegen können, spielen verschiedene Muskelketten zusammen. Jede Muskelkette besteht aus vielen einzelnen Muskeln. Jede Kette ist immer nur so stark wie sein schwächstes Glied. Verweigert ein Muskel in dieser ganzen Kette den Dienst kann die Bewegung nicht mehr oder nur noch abgeschwächt ausgeführt werden. Dies wird als relative myogene Lähmung bezeichnet.

Muskelzustände, die subtotal (nicht komplett) eingeschränkt sind, werden als Missempfindungen (Kribbeln und Taubheitsgefühle) wahrgenommen.

All jene die Muskelaufbautraining betreiben kennen dies sehr gut. Der Arm fühlt sich nach dem Training stark ermüdet an, es kribbelt und man hat eine verminderte Kraftleistung für einige Zeit. Während des Muskelkaters (Schmerz) ist die Muskelaktivität herabgesetzt ebenso die Beweglichkeit. 

Zusammenfassend kann man sagen:

Ist ein Nerv die Ursache - fühlt man keinen Schmerz, das betroffene Gebiet ist empfindungslos, Bewegungen können nicht mehr ausgeführt werden (Lähmung).

Ist der Muskel die Ursache - hat man Schmerzen, das betroffene Gebiet hat Gefühl inkl. Kribbeln und Taubheitsgefühl, Bewegungen können ausgeführt werden (unter Schmerzen) und die Kraft kann eingeschränkt sein bis hin zum Kraftverlust.