Schmerzen und Biokinematik Teil 2
/Die Biokinematik ist eine Methode die ein Umdenken voraussetzt. Ich möchte Ihnen den Grundgedanken der Biokinematik - Methode näher bringen. Sie können Ihren Freunden und Bekannten besser Auskunft geben, was Biokinematik ist und was genau damit bezweckt wird.
Zurück zu den Anfängen:
In den letzten Jahrhunderten hat sich der Lebensstil des Menschen massgeblich verändert. Aus Jägern und Sammlern wurden Berufsmenschen mit fixen Arbeitszeiten und Arbeitsplätzen.
Der Homo Sapiens (moderne Mensch) entstand vor 200'000 Jahren. Zu dieser Zeit entstand unser Körper mit all seinem Können, wie wir ihn heute haben. Der Mensch musste sich damals sein Essen selber suchen oder jagen und war damit den ganzen Tag beschäftig. Er musste sich umfassend bewegen in alle möglichen Richtungen, um an Essen zu gelangen oder vor Angriffen zu flüchten.
Der Körper dieser damaligen Menschen wurden gebraucht wofür er gedacht war. Er wurde bewegt, in seinen Bewegungsmöglichkeiten, die Füsse passten sich den Bodenverhältnissen an und die Muskulatur passte sich der sich wechselnden Beanspruchung an. Die Muskulatur hat sich stets den Ansprüchen des damaligen Menschen verändert und neu strukturiert. Wenn wir heutige Naturvölker sehen, weisen diese eine deutlich höhere Beweglichkeit auf, als wir. Sie machen Nutzen von ihrem Körper, fordern ihn tagtäglich.
Der Anfang der Einseitigkeit:
Mit der Moderne wurden neue Berufe geschaffen. Diese Berufe zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie eine Reihe von gleichen Bewegungen beinhaltet. Vom Uhrmacher, Lehrer bis zum Bauarbeiter beinhaltete der Beruf eine schmale Palette an Bewegungen im Alltag. Tag für Tag, Jahr für Jahr.
Sie sehen die Diskrepanz zwischen dem Modell Mensch, wofür er gemacht war, und dem Beweglichkeitsprektrum, dass wir ihm heute anbieten.
Kinder nutzen in ihrer frühen Kindheit diese komplette Beweglichkeit aus. Würde dies weiterhin in ihrem Alltag gefordert, würde diese Beweglichkeit immer bestehen, bis ins Alter hinein.
Erst ab dem Zeitpunkt, wo ich eine Beweglichkeit nicht mehr fordere von meinem Körper, wird diese von der Muskulatur abgebaut.
Nun wissen wir, dass Kindern ihre Beweglichkeit, schon sehr früh, der Schule anpassen müssen (Sitzen). Auch später im Beruf (Sitzen, Stehen, Beugen nach vorne) keine grössere Beweglichkeit mehr dazu kommt. Wir lernen schon sehr früh, dass wir uns nicht mehr bewegen dürfen. Ein still sitzendes Kind ist ein braves Kind, den "Zappelphilipp" massregeln wir oder geben ihm Ritalin damit er still ist.
Das heisst: Wir lernen früh unseren Bewegungsdrang zu unterdrücken.
Alles nur Antrainiert?
Die Biokinematik hat erkannt, dass wir uns den Grossteil unserer Schmerzen selber antrainieren.
Durch unseren monotonen Bewegungsalltag wird vor allem unsere Beugemuskulatur gebraucht (trainiert). Falls Sie sich gerade fragen welche Beugemuskulatur ich damit meine, hier eine kleine Auswahl:
Fingerbeuger, Armbeuger (Bizeps), Halsbeuger, Brustmuskel, Bauchmuskel, gerader Obeschenkelmuskel, Kniebeuger, Fussbeuger. Wenn wir all diese Muskeln aktivieren sehen wir aus wie ein zusammengerolltes Paket.
Vielleicht haben sie schon mal bemerkt, dass in den meisten Fällen die Streckmuskulatur Schmerzen verursacht. Nacken, Schulter Trizeps, Rückenstrecker, Gesässmuskeln, Quadriceps, Waden,...
Die Streckmuskulatur sendet Schmerzsignale aus um uns Aufmerksam zu machen, dass in der Bewegungskette ein Fehler unterläuft. "Hey, ändere etwas, hier läuft was krumm!". Leider verstehen wir meistens diese Signale falsch und gehen von einer Fehlhaltung oder einem Schaden des Rückens aus.
Der Vorteil liegt auf der Hand. Wenn ich mir Schmerzen antrainiere, kann ich die Muskulatur wieder so verändern, dass der Schmerz vergeht. Dies kann ich aber nur selber tun.